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Was tun bei Rückenschmerzen – Teil 1 – Übersäuerung

Dass Rückenschmerzen inzwischen schon fast zum „guten Ton“ gehören, hatte ich Ihnen in meinem letzten Beitrag „Volkskrankheit Rückenschmerzen – Ursachen und Prävention“ bereits aufgezeigt. So vielfältig die Ursachen, so vielfältig die Therapiemöglichkeiten. Deshalb ist es so wichtig, viele verschiedene Optionen zu kennen und sie in der bestmöglichen Kombination individuell zu nutzen. Ich meine damit insbesondere auch die Kombination aus Schulmedizin und Naturheilkunde. Hier liegt das Geheimnis: die Komplementärmedizin. Und dabei geht es nicht einmal ausschließlich um Rückenschmerzen. Es gibt zahlreiche Krankheitsbilder, bei denen sich die Komplementärmedizin bewährt hat. Aber lassen Sie uns heute auf das Kreuz mit dem Kreuz fokussieren.

Wenn der Körper „sauer“ ist

Falsche, ungesunde Ernährung, Dauerstress durch zu viel Arbeit, Umweltgifte und vieles mehr sorgen dafür, dass unser Körper nicht in der Lage ist, die Säuren und Basen in gesunder Balance zu halten. Unser Stoffwechsel läuft dann nicht mehr so rund, wie er soll. Es fehlen Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Den Rücken betrifft das, weil durch die Übersäuerung Muskeln häufig verkrampfen und dann so hart werden, dass wir eigentlich schon einen privaten Masseur anstellen müssten, der sie täglich lockert. Wer hatte nicht schon einmal einen Nerv „eingeklemmt“? Genau das passiert, wenn Muskeln krampfen. Dann wird’s schmerzhaft, wir können Arme, Beine oder Hals nicht mehr in vollem Umfang bewegen und es kribbelt zum Beispiel in Händen und Füßen oder unsere Gliedmaßen fühlen sich kalt und taub an.

Muskeln können sich außerdem Säure bedingt entzünden. Dadurch können wir sie nicht mehr in normalem Umfang belasten unser Körper arbeitet auf Hochtouren und wir werden trotzdem schwächer, weil die Muskelfasern geschädigt sind. Die gute Nachricht: Säure bedingte Rückenschmerzen kann jeder mit etwas Disziplin selbst angehen. Ich empfehle mehr, aber gezielte Bewegung und eine Ernährungsumstellung ergänzt mit für Sie individuell sinnvollen Nahrungsergänzungsmitteln, die Sie im besten Falle mit Ihrem Heilpraktiker, Arzt oder Ernährungsberater abstimmen. Das ist schon die halbe Miete. Und ganz wichtig: Schlafen Sie tief und ausreichend. Falls Ihnen das schwerfällt, versuchen Sie es doch einmal mit einer Atem-Meditation. Dabei fokussieren Sie sich auf Ihre langsame Ein- und Ausatmung, zählen zum Beispiel bis vier während Sie einatmen, dann halten Sie die Luft für sechs Sekunden an und atmen danach für rund acht Sekunden wieder aus. Durch diese Atemkontrolle und den Fokus darauf, bauen Sie Stress ab und Ihr Herz schlägt langsamer und gleichmäßiger. Sie schlafen also leichter ein.

Musik hilft

Effektiv sind auch Einschlaf-Sounds. Das können Geräusche sein wie Regen, der vom Himmel prasselt oder auch das Rauschen von Wellen, die an Felsen klatschen oder das Feuer, das in einem Kamin das Holz zum knacken und knarzen bringt. Diese Sounds bringen unser Gehirnwellen dazu, u im Deltawellen-Bereich zu schwingen – das heißt in einer Frequenz von 0,2 bis ca. 3 Hertz. Die Geräusche „programmieren“ unser Gehirn auf die nötige Wellenlänge, um in einen tiefen und traumlosen Schlaf zu versinken, bei dem nur unser Unterbewusstsein aktiv ist, wir aber nicht mehr über den Stress des Tages oder den Druck von morgen nachdenken können. In diesem Schwingungsbereich finden außerdem Heilungsprozesse im Körper statt – der Körper repariert und regeneriert – aber eben nur dann, wenn wir genug und tief schlafen. Dann funktioniert unser Immunsystem so, wie es soll und wir werden viele lästige Beschwerden – auch Rückenschmerzen schneller los oder vermeiden bereits ihre Entstehung. Es gibt zahlreiche Apps, die Ihnen dabei helfen können besser ein- und durchzuschlafen. Aber auch auf Spotify oder Apple Music können Sie viel Einschlafmusik kostenlos finden. Ein schönes Beispiel: Resonanace Space: https://de.resonancespace.com/stream-buy.

Mikronährstoffe – kleine Wunder für unsere Zellen

Wir wollen alle gesund bleiben bis ins hohe Alter – kein Wunder, dass der Vorsatz, gesünder zu leben, alle Jahre wieder zu den beliebtesten Neujahrsvorsätzen gehört. Leider bleibt es oft beim Wünschen und wir essen dauerhaft ungesund. Und was wir über die oft unausgewogene Ernährung nicht abdecken können, versuchen wir mit „Pillen“ zu substituieren. Viele werfen alles ein, was ihnen in die Finger kommt oder von einem der zahlreichen Gesundheitsgurus gepredigt wird: Vitamine, Mineralstoffe, Enzyme und noch einiges mehr. Ein fataler Fehler. Falls Sie auch zu denjenigen gehören, schmeißen sie nicht nur Geld zum Fenster hinaus, sondern gefährden, wenn es schlecht läuft, sogar ihre Gesundheit.

Was sind Mikronährstoffe eigentlich?

Vorneweg möchte Ihnen eine kurze Einführung an die Hand geben: Die Stoffe, die wir zum Leben brauchen, werden gemeinhin unterteilt in Makro- und Mikronährstoffe. Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß liefern vor allem Energie. Sie halten den Körper also zunächst einmal am Laufen, und sorgen, wenn wir zu viel von ihnen konsumieren, dafür, dass wir zunehmen. Ein Grund, warum wir die Angaben zu den Makronährstoffen inzwischen auf jeder Nahrungsmittelverpackung einfach nachlesen können. Mikronährstoffe hingegen sorgen dafür, dass unsere Zellen wachsen, sie kümmern sich darum, dass unser Körper neue Blutkörperchen bildet, dass unsere Haut sich regelmäßig erneuert, unsere Knochen stabil und die Muskeln fest und flexibel bleiben.

Ich kann an dieser Stelle unmöglich alle Mikronährstoffe und ihre Einsatzgebiete behandeln. Aber ich hoffe, meine Beispiele geben Ihnen einen Überblick und zeigen, warum niemand selbständig mit großen Mengen und hohen Dosen hantieren sollte.

Fehlinformationen und Mythen

Zu den Mikronährstoffen gehören zum Beispiel Vitamin C, das vermeintlich vor Erkältungen und anderen Infekten schützen soll – was inzwischen in mehreren Studien widerlegt wurde. Oder auch Vitamin B12 – das nicht nur Veganern heutzutage oft fehlt. Mythen ranken sich aber nicht nur um Vitamine. Wahrscheinlich haben sie schon einmal im Zusammenhang mit Fatburnern von der Aminosäure Lysin gehört. Diesen Botenstoff brauchen wir für unseren Fettstoffwechsel. Mit Lysin angereicherte Produkte sind also beliebt bei allen, die ihre Figur halten oder dringend abnehmen möchten. Aber auch Sportler schwören auf die Substitution der proteinbildenden Aminosäuren, die wir zur Bildung von Gewebe benötigen – also für unsere Organe, Haut, Muskeln oder Haare.

Wer viel trainiert, nimmt oft sogar sehr hohe Dosen der so genannten BCAAs – Branched Chain Amino Acids – ein. Zu deutsch: verzweigtkettige Aminosäuren. Valin, Leucin und Isoleucin, kann der Körper nicht selbst bilden. Sie sollen beim Sport unter anderem den Glykogenspeicher in den Muskeln erhalten und damit für die ständige Energiezufuhr sorgen, ohne, dass der Körper während intensiver Trainingseinheiten Gewebe abbaut. Einen wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit gibt es jedoch nicht. Was wir aber wissen: Die BCAAs konkurrieren mit der Aminosäure Tryptophan um den Transport ins Gehirn. Da Tryptophan eine Vorstufe für den Glücks-Botenstoff Serotonin ist, kann es, wenn nicht genug davon zu unserem Gehirn vordringt, für schlechte Stimmung sorgen. Auch Depressionen sollen so bereits ausgelöst worden sein. Wird hingegen zu viel Tryptophan gemeinsam mit Antidepressiva eingekommen, kann es auch zu dem so genannten Serotonin-Syndrom kommen, das zu Angst- und Unruhezuständen führt.

Die Industrie boomt

Obwohl häufig die wissenschaftlichen Erkenntnisse fehlen und sowohl Ärzte als auch Heilpraktiker längst wissen, dass zahlreiche Zusätze im Übermaß eingenommen werden, boomt die Industrie wie kaum eine andere. Der Grund: Es lässt sich damit sehr viel Geld verdienen. Schätzungen zufolge sprechen wir von einer Verdopplung des aktuellen Marktvolumens der Nahrungsergänzungsmittelindustrie bis 2028. Bereits 2020 wurden mit Supplements über 120 Milliarden Euro umgesetzt. Wir sprechen also über mehr als 200 Milliarden Ende des Jahrzehnts.  Das hängt auch mit der COVID-19-Pandemie zusammen. Denn seither liegt der Fokus weltweit noch stärker auf unserer Gesundheit. Viele haben plötzlich den Sport wiederentdeckt – andere halten sich vor allem mit der Zufuhr von Mikronährstoffen „fit“. Und die Industrie reagiert, wirbt und produziert, was das Zeug hält.

Wertvolle Unterstützung

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin dankbar, dass uns Heilpraktikern so viele wertvolle Stoffe für die Behandlung unserer Patienten zur Verfügung stehen. Und sicherlich bedarf auch nicht jedes hin und wieder eingenommene Vitamin-C-Präparat der vorherigen Abklärung mit einem Mediziner. Aber bekanntlich macht die Dosis das Gift. Wie hoch diese Dosis wovon sein muss, dass sollten alle mit dem Arzt oder Heilpraktiker ihrer Wahl abklären. Denn, wenn wir über Mikronährstoffe sprechen, behandeln wir ein Thema, das so komplex und individuell betrachtet werden muss, wie jeder einzelne menschliche Körper.

Persönlich nutze ich zum Beispiel gern Kurkuma. Das wirkt in vielen Fällen sogar besser als Kortison. Forscher der Universität des Saarlandes haben sogar nachgewiesen, dass Curcumin, also der Inhaltsstoff des gelben Gewürzes Kurkuma, Entzündungen hemmt. Es bedarf sicher noch weiterer Validierung. Aber ich sehe hier die Chance, dass in vielen Fällen auf Kortikoid-haltige Arzneimittel verzichtet werden kann. Damit fallen zahlreiche unangenehmen Nebenwirkungen wie beispielsweise Bluthochdruck, Erhöhung des Blutzuckers, Osteoporose oder Gewichtszunahme weg. Außerdem wirkt Curcumin wachstumshemmend bei Krebszellen, löst sogar deren frühzeitigen Zelltod aus. Es kann zusätzlich Krebszellen empfänglicher für die Wirkung von Chemotherapie und Bestrahlung machen. Diese Aussagen passen aber natürlich nicht für alle Krebserkrankungen. Daher gilt auch hier: bitte keine Eigentherapie!

Viel nützt nicht immer viel

Der Viel-hilft-Mythos ist im Zusammenhang mit Mikronährstoffen grundlegend falsch oder kann sogar gefährlich werden. Denn die Einnahme dieser kann auch zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Biotin beispielsweise, das oft zur Förderung des Haarwachstums eingesetzt wird, kann die Schilddrüsenwerte beeinflussen, Kalium sollte nicht ohne Absprache mit Medikamenten gegen Bluthochdruck kombiniert werden. Die sind in der Regel genau auf den Patienten abgestimmt. Kalium als natürlicher Blutdrucksenker greift aktiv in die Dosierung ein.

Gehen Sie davon aus, dass fast jede Einnahme von Mikronährstoffen die Wirkstärke und die Verträglichkeit von schulmedizinischen Medikamenten beeinflusst. Das liegt zum Beispiel daran, dass sie die Resorptionsrate, also die Menge, des Arzneimittels, die im Körper aufgenommen wird, beeinträchtigen. Auf der anderen Seite wirbeln zahlreiche Medikamente unseren Mikronnährstoffhaushalt durcheinander. Deshalb kann es sinnvoll sein bei Medikamentengabe Mikronährstoffe zu supplementieren. Dafür bedarf es aber immer einer Blutuntersuchung. Nur so lässt sich klären, ob jemand zum Beispiel unter einem Mangel leidet, der dann durch zeitweise Supplementierung ausgeglichen werden kann oder sogar muss. Bei manchen Beschwerden reicht sogar eine Therapie mit bestimmten, auf die Person abgestimmten Mikronährstoffen als alleinige Medikamentierung aus. Oder einzelne dieser kleinen „Wundermittel“ dienen als unterstützende Maßnahme bei einer schulmedizinischen Therapie.

Mir ist völlig klar, dass der Markt an Nahrungergänzungsmitteln sehr verwirrend sein kann. Ständig treibt die Werbung eine neue Sau in Form von Superfoods und Wundernährstoffen durchs Dorf. Und natürlich wollen wir uns gesund ernähren und erhoffen uns durch ihre Einnahme, einem Nährstoffmangel vorzubeugen und unser Immunsystem zu stärken. Gerade wenn wir viel Stress haben oder den Körper ständig an seine Grenzen treiben, kann es zu Mangelerscheinungen kommen, die wir zum Beispiel als Dauermüdigkeit, Gereiztheit und einem drastischen Leistungsabfall wahrnehmen. Unser Organismus kann viel, aber nicht alles kompensieren. Die Intention ihn zu unterstützen ist also zunächst einmal gut. Aber eine Selbstmedikation – darum handelt es sich auch bei der Einnahme von Mikronährstoffen, ist in sehr vielen Fällen kontraproduktiv und kann im schlimmsten Fall sogar lebensgefährliche Folgen nach sich ziehen.