Sommerzeit – Warum unser Körper jetzt aus dem Takt gerät
Fühlen Sie sich auch seit dem letzten Wochenende ungewöhnlich müde? Dann könnte das an der Zeitumstellung liegen. Denn zweimal im Jahr wird unser Biorhythmus dadurch ordentlich durcheinandergebracht. Besonders die Umstellung auf die Sommerzeit, wenn die Uhren eine Stunde vorgestellt werden, bringt viele aus dem Gleichgewicht. Diese künstliche Zeitverschiebung steht im Widerspruch zu unserem natürlichen Tages- und Nachtrhythmus – und das spüren wir deutlich. Kein Wunder, dass die Diskussion über die Abschaffung der Zeitumstellung regelmäßig aufflammt.
Sommerzeit und die ungesunde Verschiebung der inneren Uhr
Die Sommerzeit wurde ursprünglich bereits im Ersten Weltkrieg eingeführt, um Energie zu sparen. Die Idee: Durch das Vorstellen der Uhr im Frühjahr könnte das längere Tageslicht besser genutzt werden. Im Grunde kein schlechter Gedanke. Doch die Kosten für unsere Gesundheit sind hoch:
Mit der fehlenden Stunde rauben wir unserem Körper etwas, das er nicht so leicht nachholt: Schlaf – und damit die Stabilität seines fein eingestellten Rhythmus. Wir Menschen sind evolutionär stark an den natürlichen Wechsel von Licht und Dunkelheit angepasst. Die plötzliche Zeitverschiebung bringt uns aus dem Takt. Das ist übrigens nicht subjektives Empfinden, sondern Wissenschaft. Zahlreiche Studien haben sich bereits damit beschäftigt – und meine Einschätzung bestätigt.
Was die Forschung sagt:
Schlafstörungen:
Befürworter der Zeitumstellung tun die fehlende Stunde Schlaf oft als Kleinigkeit ab. Aber viele Menschen brauchen Tage, manchmal sogar Wochen, um sich an die neue Zeit zu gewöhnen. Der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht, und die Schlafqualität leidet (Sleep Research Society).
Herz-Kreislauf-Belastung:
Eine Studie der University of Colorado belegt: Direkt nach der Zeitumstellung im Frühjahr steigt das Risiko für Herzinfarkte um rund 24 %. Auch Schlaganfälle treten häufiger auf. Ursache ist die Kombination aus Schlafmangel und Stress durch den gestörten circadianen Rhythmus. Das zeigt eine Studie im Open Heart Journal.
Konzentrations- und Leistungsprobleme:
Viele Menschen fühlen sich müde und merken, dass sie sich schwerer auf ihre Aufgaben fokussieren können. Zu diesem Ergebnis kam eine Langzeitstudie der University of Michigan. Offensichtlich beeinflusst die Zeitumstellung unsere Konzentrationsfähigkeit, führt oft zu verminderter Leistungsfähigkeit – und sogar zu Verletzungen.
Psychische Belastungen:
Empfindliche Menschen reagieren stark auf die plötzliche Veränderung des Tag-Nacht-Rhythmus. Studien zeigen: Stress, Gereiztheit oder depressive Verstimmungen sind typische Begleiterscheinungen (NHC).
Was uns die Sommerzeit abverlangt
Die Umstellung auf die Sommerzeit – so harmlos sie wirkt – kostet uns also viel Kraft und Anstrengung. Unser Körper ist kein Fan davon. Auch wenn viele sie als harmlos empfinden, ist die eine Stunde Zeitverschiebung keinesfalls unbedeutend: Wir stehen gefühlt eine Stunde früher auf, müssen früher leisten – obwohl das Lichtsignal am Morgen noch fehlt.
Besonders Menschen mit sensiblen inneren Uhren, Schichtarbeitende oder Kinder reagieren stark. Und obwohl es am Abend länger hell ist, haben wir nicht automatisch mehr Energie. Im Gegenteil: Viele fühlen sich aus dem Takt gebracht, sind müde und weniger belastbar.
Zeit für ein Umdenken?
Die Sommerzeit steht also nicht für mehr Lebensqualität – sondern eher für ein gesundheitliches Minus. Auch wenn wir jedes Jahr aufs Neue „nur“ eine Stunde verlieren, ist es oft genau diese eine Stunde, die unseren natürlichen Rhythmus aus dem Gleichgewicht schubst.
Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, uns daran zu erinnern, wie wohltuend ein Leben im Einklang mit der Natur ist – und wie sehr unser Körper sich nach Stabilität sehnt.
Mit der Rückkehr zur Normalzeit im Herbst finden wir wieder zurück zu einem Rhythmus, der besser mit unseren inneren Uhren im Einklang steht. Der morgendliche Sonnenaufgang fällt wieder in eine Zeit, zu der viele Menschen aufstehen und ihren Tag beginnen. Unser Körper kann sich endlich wieder an die natürlichen Lichtzyklen anpassen. Und so kehren wir im Herbst – zumindest für eine Weile – zu einer Zeit zurück, die unser innerer Kompass viel besser versteht.