Warum Komplementärmedizin keine „Alternative“ ist

Medizin ist ganzheitlich – und um uns gesund zu fühlen, sollten wir uns gleichermaßen um Körper, Geist und Seele kümmern. Alle spielen eine gleichgroße Rolle und sollten im harmonischen Gleichgewicht zueinander stehen.

Zum Wohle des Patienten

Meiner Meinung nach, dürfen wir im Sinne der Patienten Schulmedizin und Naturheilkunde nicht trennen. Damit blockieren wir in Behandlungen Therapiemöglichkeiten, die in Summe zu einem besseren Ergebnis beim Patienten führen können. Natürlich gibt es Einschränkungen, die jeder geschulte Therapeut erkennen muss. Womit ich aber überhaupt nicht umgehen kann ist der Begriff der „alternativen Medizin“. Naturheilkunde ist niemals eine Alternative. Denn wenn ich meinen Weg als eine Alternative darstelle, behaupte ich automatisch, dass die andere Seite – in diesem Fall die Schulmedizin – die schlechtere Variante ist. Das ist ein No-Go! Das gilt aber auch andersherum. Schulmediziner sollten sich die Wirkung von Naturheilkunde zunutze machen und als komplementäre Behandlungsergänzung betrachten. Immer zum Wohle des Patienten.

Kostenübernahme oder nicht?

Ich weiß natürlich, dass zurzeit die Wirkung von homöopathischen Mitteln heftig diskutiert wird, besonders auch deren Bezuschussung durch Krankenkassen. Ich habe selbst auch lange auf der schulmedizinischen Seite gearbeitet, mich aber dann für eine Laufbahn als Heilpraktikern entschieden. Ich kenne also beide Seiten. Im Sinne des Patienten ist auch diese Diskussion nicht zielführend. Manche gesetzlichen Versicherer und viele private Krankenkassen werben sogar mit der Erstattung homöopathischer Mittel. Prinzipiell ist das gut. Doch schaut man sich einige der Programme genauer an, stellt man sehr schnell fest, dass es sich oft um Mogelpackungen handelt. Sobald eine naturheilkundliche Maßnahme nicht wirklich wissenschaftlich bewiesen ist, distanzieren sich viele Kassen von der Kostenübernahme. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Ein komplettes Verbot der Erstattung, wie es derzeit von vielen Politikern und Vertretern anderen Verbänden gefordert wird, lehne ich aber konsequent ab.

Alles Globuli oder was?

Ich setze auch Globuli in meinen Behandlungen ein und halte die Diskussion darum für lächerlich. Außerdem dürfen wir Globulis nicht prinzipiell mit Homöopathie gleichsetzen. Das scheinen viele nicht verstanden zu haben. Ein Globuli ist nur eine spezielle Art der Zubereitung und Form der Darreichung. Es gibt auch Tropfen, Tabletten, Zäpfchen und sogar auch Spritzen. Rein theoretisch könnte man auch ein schulmedizinisches Medikament als Globuli herstellen, um zum Beispiel die Einnahme bei Kindern zu erleichtern. Wenn ich also Globulis verbieten möchte, dann verbiete ich nur eine Form der Darreichung und keine komplette medizinische Richtung. Hier sind die Berichterstattungen und ganzen Artikel in den Medien sowas weit vom Thema entfernt, dass mir manchmal der Kragen platzt.

Wissenschaft vs. Ergebnisse

Ich gebe aber gerne zu, dass wir die Wirkung von Homöopathie „noch nicht“ beweisen können. Samuel Hahnemann hat diese Wirkung mit dem „Ähnlichkeitsprinzip“ beschrieben. Es handelt sich um eine empirisch gesicherte Wirkung, Erfolge in den Therapien hat man über Jahrzehnte gesammelt, niedergeschrieben und danach entscheidet man heute über den Einsatz der Homöopathie. Mein „noch nicht“ bezieht sich auf die hoffentlich kommende Möglichkeit die Wirkung wissenschaftlich nachzuweisen, ähnlich wie man bei der Akupunktur Fortschritte macht. Den immer wieder diskutierten Placeboeffekt kann ich nicht bestätigen, da gerade junge Patienten nicht immer Kenntnis von der Behandlung haben und trotzdem gesund werden. Als besonderen Aspekt der „sog. Glaubensfrage“ ist die Wirkung bei Tieren. Ich kenne dort tolle Erfolge und jetzt raten Sie mal wie sehr ich einem Hund die Heilung durch Einbildung zugestehen werde.

Ja, auch hier gibt es Erklärungen, die sagen, der Hund orientiert sich am Menschen und wenn der Mensch daran glaubt und es ihm dadurch besser geht, hilft das auch dem Hund. Das ist alles möglich und spielt sicher in die Heilung mit ein. Dennoch kann ich aus meiner Erfahrung klar sagen: Homöopathie erzielt Ergebnisse.

Kritik gibt’s immer und das ist auch gut so

Leider bedeutet die Diskussion um die Homöopathie auch gleich, dass andere natürlichen Heilmittel auch gleich in Verruf geraten. Aber da geht es uns Naturheilkundlern nicht schlechter als den Schulmedizinern. Es gibt immer wieder Diskussionen, die dann schnell auch auf andere Behandlungsmethoden übergreifen. Bei uns sind es Diskussionen um Nahrungsergänzungsmittel, Pflanzenheilkunde und viele mehr. Die Schulmedizin kennt dieses Problem immer dann, wenn Nebenwirkungen zu einer Medizin bekannt werden. Das reicht dann oft schon aus, dass die ganze Schulmedizin und Pharmaindustrie in der Kritik steht. Aktuell sagt man zum Beispiel, dass 40 Prozent aller Tumorpatienten an der Chemotherapie sterben und nicht an der eigentlichen Erkrankung. Ich denke, hier müssen wir gemeinsam filigraner und auch mehrmals hinschauen, bevor wir zu schnell urteilen. Das gilt für mich für die Schulmedizin ebenso wie für die Naturheilkunde.